Montag, 21. November 2016

Vom Lernen und Leben – „Mehr davon “

Wenn ich am Anfang gefragt wurde wie lange ich in Togo bleiben werde, war meine Antwort immer ganz einfach 1 Jahr. Mittlerweile antworte ich 9,5 Monate, denn 2,5 Monate bin ich nun schon hier in Lomé... unglaublich wie die Zeit vergeht...
Mir geht es hier nach wie vor super gut, sowohl gesundheitlich als auch mit allem anderen. Langweilig wird es hier auf jedenfalls nicht und ich hab schon wieder so viel zu erzählen...

Mara und ich geben mittlerweile jeden Samstag einen Deutschkurs für Kinder bei der Organisation Midjo-Togo (hier kommt ihr zum Blog, sogar auf Französisch und DEUTSCH). Wir führen den Deutschkurs fort wie andere VIA-Freiwillige in den Jahren vor uns. Mittlerweile sind wir der vierte Jahrgang. Die Kinder sind zwischen 7 und 14Jahren alt und sind sehr motiviert zu lernen. Die Atmosphäre ist toll und es macht riesigen Spaß. Ich freue mich jede Woche aufs Neue auf den Deutschkurs, darauf mit den Kindern „Bruder Jakob“ zu singen, Tiernamen zu lernen und das Fliegerlied!

Das dritte Tier von elf Tieren, die wir kennenlernen: der Elefant – l’elephant.. Die Karte, die Mara in der Hand hält ist Teil unseres selbstgebastelten Memory-Spiels, das wir später gespielt haben. Jedes Kind bekommt eine Karte auf der ein Tier entweder auf Französisch oder auf Deutsch steht. Die Aufgabe ist dann denjenigen zu finden, der die dazugehörige Karte mit der Übersetzung hat.
Am Fußball spielen nach dem Deutschkurs – auch hier sind die Kids motiviert!


Bei Midjo-Togo geben Mara und ich aber nicht nur den Deutschkurs, sondern wir haben auch angefangen im Tanzkurs mitzumachen J Bisher hatte ich erst eine Stunde, aber von der kann ich sagen, dass es großen Spaß gemacht hat und toll war sich zu bewegen. Der Tanzkurs findet immer Mittwochs und Freitags statt, wobei ich nur freitags hingehen kann, weil ich mittwochs abends immer bis 19Uhr arbeite.

Seit letzter Woche arbeite ich jetzt nämlich dienstags und mittwochs von 13-19Uhr statt, wie an den anderen Tagen, von 7-12Uhr und 15-17Uhr. Die Schule bietet die Möglichkeit, dass die Kinder die Zeit von Montag bis Freitag komplett in der Schule verbringen und in den dazugehörigen Schlafräumen übernachten. Einige Kinder haben einen weiten Schulweg und deswegen wird das Angebot gerne genutzt. Ich wollte auch mit diesen Kindern arbeiten und daraus haben sich die veränderten Arbeitszeiten ergeben. Ich freue mich nun auch mit den Älteren etwas zu machen und von ihnen Gebärdensprache zu lernen. Das konnte ich von den Kleinen im Kindergarten nämlich nicht so gut, weil sie selbst noch keine Gebärdensprache können. Um das zu lernen sind sie im Kindergarten, weshalb ich es umso wichtiger finde, dass ich sie lerne um es ihnen beibringen zu können.
Eine Woche habe ich jetzt schon mit den neuen Zeiten gearbeitet und ich muss sagen, ich bin total glücklich damit! Am Mittwoch habe ich ein Springseil und mein altes Diabolo, das ich aus Deutschland mitgenommen habe, mitgebracht und die Kinder haben sich riesig gefreut. So haben wir stundenlang gespielt und später noch Armbänder geflochten und geknüpft.  Die Zeit verging wie im Flug und am nächsten Morgen wurde ich direkt mehrfach gefragt, wann wir wieder Armbänder machen. 
Vor dem Schulbeginn hatte ich ja schon das Gefühl angekommen zu sein bis dann mit der Arbeit nochmal ein ganz neuer Aspekt hinzugekommen ist, an den ich mich gewöhnen musste. 5 Wochen arbeite ich mittlerweile schon als Freiwillige an der École Éphphata und ja, ich habe mich eingewöhnt. Morgens um 6Uhr aufstehen, frühstücken, mit dem Moto zur Arbeit fahren, die Mittagspause mit den Mädels in der WG und abends noch gemeinsam zusammen sitzen – das gehört zu meinem Leben hier!
Dann gibt es auch immer mal ganz außergewöhnliche Tage, zum Beispiel der 9. November. Vielleicht erinnert ihr euch auch an den Tag, Stichwort: Wahlergebnisse der US-Präsidentschaftswahl. Auch wenn ich hier auf die aktuellen Ausgaben der Heute Show, meines Lieblings-Nachrichten-Satire-Magazins, verzichten muss, die mich in Deutschland immer informiert, bekommen wir natürlich mit was auf der Welt abgeht.
Am 9.November mussten wir VIA-Freiwilligen alle zum „Service de Passeport“, wo wir unsere Aufenthaltsgenehmigung, die „Carte de sejour“ beantragen mussten. Insgesamt verbrachten wir 5,5Stunden dort und verfolgten die Wahlergebnisse. Nicht, dass unsere Laune durch das stundenlange Warten seit 6:30Uhr schon schlecht genug gewesen wäre... Wer mich kennt, kann sich ungefähr denken wie fassungslos ich über den Sieg von Trump war. Den anderen Freiwilligen ging es genauso und Monsieur Sani, unser Koordinator, dessen Sohn im Übrigen Barack heißt, fand es auch erschreckend!
Doch selbst an so einem Tag, gab es etwas das mich aufmuntern konnte, nämlich die Kinder im Projekt und die Mädels in meiner WG!
In der WG läuft generell alles prima! Ein paar von uns wollten am Freitag zu einem Reggae-Konzert von NOSLIW, einem deutschen Musiker. Es sollte in einer Schule stattfinden ausgerichtet vom Goetheinstitut. Gut dachte ich, im Goetheinstitut ist vielleicht einfach ein bisschen wenig Platz – falsch gedacht. Am Eingang zur Aula, in der fast ausschließlich Schüler saßen, wurden uns Hefte, Stifte, ein Lineal und andere Give-Aways in die Hand gedrückt. Wie waren auf der „NOSLIW Schul-Reagae-Tour in Westafrika“ - Nicht so ganz das, was wir erwartet hatten.

Das tollste an den Give-Aways: die Bottons. „Heiß und laut“ und „Mehr davon“
Am nächsten Morgen sind wir dann auf den Grand Marche gefahren um Pagne zu kaufen. Jetzt habe ich 3 wunderschöne Stoffe mehr und freue mich, mir daraus etwas schneidern zu lassen. Am Abend gab es dann noch leckeres togolesisches Essen und ein paar Ausgaben der Heute Show von September, die auf einem Stick im Päckchen von zu Hause drin waren (Danke Basti! <3) - Ein toller Samstag! 

Vielfältige Auswahl an Pagne auf dem Grand Marché Lomé
Baignes (irgendwas Frittiertes aus Bohnen), Koliko und Gemüse – Mhmmm! J

Es gefällt mir hier so gut, dass ich mich wirklich auf die kommenden 9,5 Monate freue! #Mehr davon J


Liebste Grüße aus Lomé, eure Alina

Dienstag, 1. November 2016

Über einen Ausflug ins Grüne und die bunten Seiten des Lebens hier

Samstag 22.10, 4Uhr – der Wecker klingelt! Wir müssen aufstehen, denn um 5Uhr wollen wir abfahren nach Badou. Schnell noch ein kleines Frühstück, dann das Moskitonetz und letzte Sachen in den Rucksack packen, während richtige Gute-Laune-Musik läuft. Draußen ist es noch dunkel, aber drinnen heißt es „Walking on sunshine“! J
Ich bin erstaunt, dass unsere WG tatsächlich pünktlich abfahrbereit wäre, wo es doch so früh am Morgen ist, aber: Der Bus ist noch nicht da und bis wir schließlich auf dem Weg sind ist es nach 6Uhr. Erst geht es nach Atakpamé, wo wir Judith und Bernadette abholen und dann mit einem leckeren Frühstück gestärkt weiter nach Badou...

Bus beladen – im Innenraum ist kein Platz, deshalb kommt alles Gepäck aufs Dach! ©Stella Lorenz
Was es draußen so alles zu sehen gibt?!... ©Stella Lorenz
...hauptsächlich Grün und das tut nach dem ganzen Großstadt-Leben einfach mal gut! ©Tabea Schröder
...Badou ist eine kleine Stadt weiter nördlich und ist bekannt für „la Cascade d’Agloa“, einen 100m hohen Wasserfall. Und genau der war unser Ziel!

Von unserer Unterkunft aus, ging es hinter dem Haus in den Wald, vorbei an Kakao- und Kaffeesträuchern. Hin und wieder mussten wir durch einen Wasserlauf und so ging es Stück für Stück bergauf.  Allein der Weg dahin war für mich als Naturfreundin unglaublich toll. Irgendwann zeigte unser Guide in die Äste eines Bäumes, der einige Meter weiter über den Bach ragte. Erst wusste ich nicht was er meinte, doch dann sah ich die Bewegung einer sich durchs Geäst schlängelnden Schlage.
Und dann kam irgendwann der Wasserfall in Sicht! Ein Anblick, der unbeschreiblich schön ist, deshalb kommt an dieser Stelle einfach ein Foto, auch wenn selbst das nicht die ganze atemberaubende Schönheit zeigen kann.

La Cascade d’Agloa  ©Stella Lorenz
Und dann auch noch in das kühle Nass springen, in das Becken am unteren Ende des Wasserfalles. Es war einfach toll! Im Vergleich zum Wasserfall waren wir Menschen ganz klein, ich blickte hoch, den Kopf in den Nacken gelegt und ich weiß noch wie beeindruckt ich war... J

Auf dem Rückweg - Naturschönheit so weit das Auge reicht ©Stella Lorenz
Es gab nur eine Sache, die mich betrübt hat... Auf dem Weg lagen immer wieder die leeren Plastikverpackungen von Snacks, Wasserpäckchen oder Getränkedosen... Die Spur der Touristen ist also deutlich sichtbar und das in der Natur, die doch eigentlich so wunderschön ist.  Die Naturschützerin in mir hat sich an Müllsammmelaktionen mit der WWF Jugend erinnert und so wurde die erste Plastiktüte, die ich gefunden habe zum Müllbeutel, den ich auf dem Rückweg zur Unterkunft füllte.
Dort angekommen ging ein Teil der Gruppe unser Abendessen vorbereiten: Fufu, eines der Nationalgerichte, eine Art Brei aus Yamswurzeln, der mit verschiedenen Saucen gegessen wird. Bei uns gab es eine Erdnusssauce und ich kann nur sagen: MEGA LECKER! J Den Abend ließen wir noch schön ausklingen, zum Teil am Lagerfeuer, zum Teil beim Tanzen und als es am nächsten Tag schon wieder „Abfahrt“ hieß wäre ich gerne noch länger geblieben.

Aber auch Lomé ist natürlich schön und ich bin nach wie vor sehr glücklich hier, in der Stadt, in der WG, in der Einsatzstelle, einfach alles.
Die letzte Woche mit den Kindern war wieder richtig gut, ich merke wie es sich einspielt und ich habe die Kleinen schon jetzt richtig lieb gewonnen. Besonders schön war es am Freitagnachmittag, als ich eigentlich durchgängig ein Kind auf dem Schoß hatte, während wir gemütlich auf dem Boden der Terrasse saßen und gespielt haben. Abgesehen von der Zeit zum Spielen, lernen die Kinder immer wieder neue Wörter und Lieder auf Gebärdensprache und auch ich lerne mit.
Am Ende einer Arbeitswoche kann ich mich dann immer wieder auf ein leckeres Freitagabend-Essen freuen. Es hat mittlerweile schon Ritual-Charakter, dass Chryst, Anicet, Christian, Yannick und Koami oder zumindest einige von ihnen, bei uns vorbeikommen und togolesisch kochen. Letzten Freitag gab es eine spezielle Sorte Pâte (Maisbrei), mit Gemüse und gefüllte Teigtaschen, ebenfalls aus Maismehl. Ich werde versuchen so viele Gerichte wie möglich davon zu lernen, denn ich muss sagen egal was sie kochen, bisher hat es immer geschmeckt! Bei Gelegenheit mache ich auch mal ein Foto von unserem nächsten Festmahl. J


Bis dahin verabschiede ich mich mit sonnigen Grüßen aus Lomé, Eure Alina