Freitag, 21. Oktober 2016

Der kürzeste Weg zwischen zwei Menschen ist ein Lächeln...

Die erste richtige Arbeitswoche mit den Kindern ist um, es ist Freitagnachmittag und ich blicke zurück auf schöne und weniger schöne Momente.
Erst einmal zur Arbeit an sich: Ich arbeite in dem Kindergarten, der zur „École Éphata pour les Sourds“ gehört. Je nach dem wann die Eltern erfahren haben, dass es Angebote für Gehörlose gibt, sind die Kinder in unterschiedlichem Alter. Gebärdensprache können sie noch nicht, um das zu lernen sie da und bis dahin verständigen wir uns im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und Füßen – Nicht immer einfach, aber irgendwie klappt es schon und ein Lächeln wird immer verstanden! ;)

Der Raum im Kindergarten... noch aufgeräumt...
Als ich am Montag um 7 Uhr in der Schule ankam ging ich noch davon aus, dass die Tata (so werden die Erzieherinnen hier genannt) krank ist, weil sie einen Moto-Unfall hatte. Das hatte man mir nämlich erzählt und gesagt ich sei also alleine mit den Kindern... Dem war zum Glück nicht so! Nicht nur für mich war alles neu, sondern auch für einige der Kinder, die ebenfalls ihren ersten Tag hatten am Montag.
Dienstag war dann ein total anstrengender Tag, weil die Tata einige Sachen organisieren musste und eigentlich ständig weg war - sprich ich war doch alleine mit den Kids, die einen ganz schön auf Trapp halten. Es wäre gelogen wenn ich sagen würde, dass ich nicht ein bisschen überfordert war...
Die Kinder versuchen ihre Grenzen auszutesten und ich versuche sie in Grenzen zu halten, auf meine Weise. Das betone ich so, weil die Tata, wie hier trauriger Weise üblich, eine andere Methode hat, nämlich Schlagens. Als ich mich für einen Freiwilligendienst an einer Schule in Togo entschieden habe, war mir natürlich bewusst, dass ich dieser Form von Gewalt in der Erziehung sehen werde und dennoch schockiert es mich immer wieder aufs Neue... An Vieles werde ich mich in diesem Jahr gewöhnen, daran bestimmt nicht! :(

Nach dem anstrengenden Dienstag, war ich am nächsten Morgen wieder alleine mit den Kindern, weil die Tata einen Arzttermin hatte. Diesmal war ich aber gut vorbereitet, mit Blättern und Stiften zum Malen ausgestattet und es hat gut geklappt. Die Kinder hatten Spaß am Malen und es war schön zu sehen wie sie gestrahlt haben, wenn ich ihnen gesagt habe, dass es toll ist, was sie gemalt haben! :) 
Auch die restlichen Tage der Woche verliefen gut, die neuen Kinder gewöhnen sich ein, wir lernen die Abläufe des Tages und ich lerne vor allem auch die Kinder kennen. Dédé ist recht ruhig, Chakira und Elisé sind ziemlich aufgedreht usw... Und es ist ja erst der Anfang, erst die erste Woche.
Der Mittwochnachmittag ist immer frei, d.h. die Kinder werden Mittags abgeholt und auch in den höheren Klassen findet kein Unterricht statt.
Stattdessen war ich diese Woche da um zu sehen, wo die Kinder schlafen, die einen langen Weg zur Schule haben. Es gibt nämlich Schlafräume, sodass die Kinder unter der Woche in der Schule bleiben können. Meine Vorfreiwilligen haben mittwochs immer Aktivtäten mit den Kindern und Jugendlichen gemacht: Fußball-Tuniere, Armbänder aus Perlen basteln und Vieles mehr. Hier ist Platz für alle meine Ideen. 

Ich bin gespannt auf die nächsten Wochen, darauf wie sich alles so entwickelt und kann nur sagen: Auch wenn es anstrengend sein kann, macht es Spaß! :)
Und dann gibt es ja noch das Wochenende um sich auszuruhen – oder etwas zu unternehmen.
Letztes Wochenende haben wir einen WG-Ausflug zum Strand gemacht, sozusagen um entspannt in die Arbeitswoche zu starten.

Wer wäre nicht gerne an so einem schönen Strand mit den Wellen, die ans Ufer schwappen, Palmen, Sonnenschein, einem kühlen Getränk...

...und super lieben Freundinnen?! <3 
Heute Abend lassen wir den Tag gemütlich ausklingen, die Jungs kochen wieder etwas togolesisches für uns und während ich hier sitze und diesen Post schreibe rieche ich schon den leckeren Duft aus der Küche. Morgen früh brechen wir nach Badou auf, ein Ort etwas weiter im Norden, wo wir das Wochenende verbringen werden. Davon berichte ich dann in meinem nächsten Post! :)


Bis dahin alles Liebe aus Lomé, Eure Alina

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Vom Ankommen und Wohlfühlen

+++ Es ist warm, die Sonne scheint und ich genieße den Fahrtwind während ich entspannt auf dem Moto sitze.  „Da vorne rechts“, sage ich zum Fahrer und deute auf unsere Straße. Vor unserem Haus lässt er mich absteigen. Ich bezahle. „Merci, Monsieur. Bonne journée!“ +++
Das ist eine Szene, wie ich sie fast täglich erlebe zum Beispiel, wenn ich von der Arbeit komme. Es ist Alltag geworden und ich mag es. Noch schöner ist es, wenn es dunkel ist und die Straßen leerer und ruhiger sind. Das ist ein Gefühl von Freiheit. Wenn ich manchmal so auf dem Moto durch Lomé fahre, kann ich kaum glauben, dass ich das Glück habe ein Jahr in dieser Stadt leben zu dürfen!

Bon nuit! – Ein schöner Tag neigt sich dem Ende...
Ich habe mich gut eingelebt, es ist nichtmehr nur Urlaub, es ist mehr. Unser Zimmer sieht bewohnt aus, in der WG sind wir inzwischen ein gutes Team, wir haben hier Freunde gefunden, unternehmen etwas zusammen, lachen und reden.
Letzte Woche Mittwoch waren wir, Mara, Anicet, Chryst und ich, z.B. im Goethe-Institut Lomé  und haben uns ein Theaterstück zum Thema Flucht angeschaut! Auch wenn ich nicht alles auf Französisch verstanden habe war es toll! Natürlich ist es ein ernstes Thema, aber durchaus mit Witzen inszeniert. Danach haben wir noch lange über diverse Themen geredet, es war ein schöner Abend und ich hatte das Gefühl richtig angekommen zu sein. Ich fühle mich unglaublich wohl hier! 
Wenn ich von Alltag rede, meine ich das im positiven Sinne. Dann meine ich zum Beispiel die Motofahrten bei denen ich ganz selbstverständlich um den Preis verhandle und mich sicher fühle oder das Brotkaufen jeden Morgen bei der selben Verkäuferin, die uns schon mit „À demain!“ (Bis Morgen) verabschiedet.
Ich begegne hier so vielen netten Menschen und es sind so viele kleine Momente die mich glücklich machen! Wenn wir durch unsere Straße laufen kommen die Kinder mit „Gib mit 5!“-mäßig ausgestreckter Hand und wollen, dass wir einschlagen. Lea hat damit begonnen und jetzt kommen sie bei uns alle, wenn sie uns sehen! Total süß!!  

Ausblick von unserer Dachterrasse!
Und auch auf der Arbeit sind die Leute total nett. Morgens um 9Uhr soll ich immer da sein, dann lernt der Direktor mit mir Gebärdensprache. Einzelunterricht ist sehr effektiv kann ich sagen! Bevor ich gehe kann ich meist noch mit einigen Kollegen reden und gleich anwenden was ich gelernt habe. Nicht alle sind gehörlos, aber alle können Gebärdensprache und die Hörenden reden dann parallel Französisch. So lief das auch am Montag bei der Konferenz der Lehrer eine Woche vor Schulbeginn ab. Es wurde einiges Organisatorisches besprochen, u.a. auch Sachen, die besser gemacht werden sollen als letztes Jahr. Ich fand das total gut und wichtig, diesen Austausch auch über Probleme und ich freue mich total auf das kommende Jahr - Nicht nur auf die Arbeit sondern auf den ganzen Tag.
Es sind so viele kleine Momente und Kleinigkeiten, die jeden Tag irgendwie besonders machen!

Momente wie dieser:

Auf der Dachterrasse sitzen, Musik hören und diesen traumhaft schönen Himmel sehen!
Oder später wieder auf der Dachterasse gemeinsam zu Abend essen – gefüllte Zucchini und Reis. Super lecker!
„WG-Candle-Light-Dinner“ – naja fast... Die Kerzen sind immer wieder ausgegangen, stattdessen gab es eine Lichterkette. Ein richtig gemütlicher Mädelsabend!
Oder wenn Anicet mir erzählt, dass er zufällig einen Gehörlosen getroffen hat ihn begrüßen konnte mit den Gesten, die ich ihm beigebracht habe. Das hat uns beide voll gefreut!

Oder, oder, oder....

Ihr seht es sind viele kleine Momente und auch wenn ich an manchen Tage nichts oder nicht viel tue gehe ich doch zufrieden ins Bett bis ein neuer Tag beginnt, der sicherlich auch schön werden wird! 


Alles Liebe, Eure Alina







Mittwoch, 5. Oktober 2016

Von fröhlichen Kindern, schönen Arbeitstagen und tollen Abenden

Das Schönste auf der Welt ist, ein Kind lächeln zu sehen, finde ich! Da geht mir immer direkt das Herz auf! Am Sonntag habe ich gleich ganz viele lächelnde Kinder gesehen!
  
Paul und Dodo, von denen ich schon an anderer Stelle auf diesem Blog erzählt habe, haben unseingeladen mit ihnen und einigen Freunden nach Agové zu fahren. Mit ihrer Organisation SEDO-TOGO wollen sie dort Waisenkinder und Kinder, deren Eltern sich nicht um sie kümmern (können) unterstützen.
In Agové angekommen wurden Paul und Dodo direkt freudig von den Kindern begrüßt.
Zuerst mussten wir dann alle den Dorfchef, den Ältesten des Dorfes, begrüßen.Er muss auch die Projektideen absegnen, weshalb wir später in einer kleineren Gruppe nochmal zu ihm gegangen sind. Dodo hat auf Ewe gesprochen über das, was sie in Agové gerne noch machen würden und zum Glück wurde für Anna (eine andere deutsche ehemalige Freiwillige) und mich in Französisch übersetzt, sodass ich verstehen konnte, was sie planen. Da das Wasser im alten Brunnen dreckig ist wollen sie einen neuen Brunnen bauen und außerdem gibt es die Idee, ein Zentrum aufzubauen mit medizinischer Abteilung. Bisher müssen die Bewohner aus Agové immer weite Strecken zurücklege, wenn sie zum Arzt müssen. Das wird durch den holprigen Weg noch zusätzlich erschwert. Das Zentrum soll des Weiteren noch eine Bücherei beherbergen und es soll den Kindern beigebracht werden, wie man Gemüse anbaut, Tiere hält und Vieles mehr...
Am Sonntag haben wir Spiele mit den Kindern gespielt, sie konnten Malen und haben gesungen und getanzt. Wir haben sogar versucht mitzutanzen und hatten unseren Spaß dabei. J Am Ende haben dann alle Kinder noch Hefte, Stifte, und weiter Schulsachen bekommen, worüber sie sich unglaublich gefreut haben!
Ich finde es bemerkenswert wie viel Paul und Dodo, auf die Beine stellen, die die Organisation mit dem Projekt in Agové selbst ins Leben gerufen haben!

Ich, Cindy, Mara und Patricia  (v.l.n.r.) in Agové. Wir hatten einen wirklich schönen Tag!

Tanzen mit den Kindern – Mara macht den Anfang und später tanzen wir alle mit
© Cindy L.

Wer noch mehr über die Organisation erfahren möchte, kann sich gerne mal die Homepage(www.sedo-togo.webs.com) anschauen. Ich kann nur sagen, das Paul und Dodo hervorragende Arbeit leisten und es gibt einige Menschen in Togo, die so viel Engagement an den Tag legen um dem Land und der Gesellschaft Gutes zu tun und den Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen!


Und was mache ich hier sonst so, wenn ich nicht gerade Ausflüge mache?
Seit Montag kann ich sagen, dass ich in Lomé arbeite. Besser als das Wort Arbeitstag passt wahrscheinlich noch Lerntag, denn an den letzten beiden Tage habe ich einige neue Gebärden gelernt. Ich habe ein Buch bekommen in dem einige Gebärden dargestellt sind und der Direktor bringt mir weitere Sachen bei. Die Kinder kommen erst in zwei Wochen aus den Ferien zurück, dann geht die Arbeit richtig los. Ich freue mich schon und werde bis dahin weiter fleißig üben. 

Ein Teil des Schulgeländes: In dem Gebäude sind einige Klassenräume untergebracht.

Momentan sitze ich auf der Schulbank im Klassenzimmer und lerne.
Am Montag habe ich z.B. gelernt wie man das Datum in der Gebärdensprache sagt – 3. Oktober 2016. Tag der Deutschen Einheit. Hier in Togo haben wir natürlich nicht frei, aber eine Besonderheit hatte der Tag trotzdem für uns Freiwillige. Wir waren in die Deutsche Botschaft eingeladen! J Als ich den Garten der Botschaft mit dem akkurat geschnittenen Rasen und den Bierzeltgarnituren gesehen habe, dachte ich ehrlich gesagt, dass der Abend spießiger verlaufen würde aber die Stimmung wurde doch ganz gut und wir haben sogar getanzt zur Musik, die die Live-Band spielte.
Neben uns waren natürlich noch andere Leute mit ihren Familien und andere Freiwillige dort. Es war schön neue Leute kennen zu lernen und insgesamt war es ein schöner Abend.

Am Dienstag hatten wir auch wieder Abendprogramm: Fußball-Länderspiel Togo vs. Uganda live im Stadion! Um 17:00Uhr war der Anpfiff des Freundschaftsspiels, als es losging standen wir jedoch noch vor dem Stadion, neben uns noch hunderte andere Fans! Ich war wirklich verwundert, dass so viele zu spät zum Spiel kommen...
Normalerweise habe ich die Menschen hier als recht geduldig erlebet, gestern nach Spielbeginn drängten sich die Leute draußen aber durch die Sicherheits- und Ticketkontrollen, sodass die Ordner dem Ansturm nicht mehr Herr werden konnte und Einige einfach so durchstürmten... Sieben Minuten nach Anpfiff saßen wir dann auf unseren Plätzen! Es war cool im Stadion zu sein und noch besser natürlich als Togo in Führung ging und am Ende gewann! 

Allez, Allez, Allez!“ Das Spiel war nicht ausverkauft, aber es gab einige Gruppen, die ihre Mannschaft die ganzen 90min+ heftig anfeuerten mit Musik und Choreographien!

Ihr seht also wir unternehmen viel und ich erlebe viele neue Dinge! :)

Liebe Grüße und bis bald
Eure Alina